Herr K. ist ein herzlicher Patient.

Zuerst war es mir nicht begreiflich, wieso dieser Patient überhaupt mit sich und seiner Umwelt Probleme haben kann. Und doch klärten sich im Laufe der Behandlungen die Fragen. Diese zeigten auch auf, durch welche  Umwelteinflüsse Menschen gehindert werden, ihre Potentiale auszuschöpfen oder notwendige Strukturen einzuhalten.

Herr K. hat mir erlaubt, diesen Fall zu skizzieren.

Zu Beginn der Therapie sollte noch nach dem Ergebnisorientierten Ansatz gearbeitet werden und es gab es eine klare Ausgangssituation und einen Weg, der zuvor festgelegt wurde und ein Ziel, das erreicht werden sollte.

In diesem Beispiel sollte ein Werkstück erarbeitet werden, welches dem handwerklichen Niveau des Patienten genügte, andererseits musste es so orientiert sein, dass  bestehende Defizite des Patienten angesprochen werden konnten. Der Patient suchte unter den Angeboten des Therapeuten einen Holzkoffer aus. Nun musste bei diesem zu erstellenden Koffer, der extra für das häusliche Silberbesteck des Patienten auch noch einen wichtigen Grund zur Herstellung erfahren hatte, auf die Seitenverbindungen geachtet werden. Also mit Nut und Feder. Bei dieser Holzverarbeitungstechnik wird auf das Penibelste auf die richtige Verarbeitung und  die Genauigkeit wert gelegt. Und eventuelle tollkühne Ideen oder Vereinfachungen in der Herstellung haben weitreichende Folgen. So kann es sein, dass man mehrere Bauteile wegwerfen und neu bauen muss.

 

Allerdings zeigte sich im Laufe der Behandlung, dass die Probleme des Patienten eher an einem blockierten Antrieb lagen und das die Methode des Ergebnisorientierten Ansatz gar nicht zu halten war. Da die Vermeidung  weiterer Frustrationen absoluten Vorrang hatte, und um den Patienten nicht zu überfordern.

Also wurde der Ansatz in der Therapie geändert und nach dem Prozessorientierten Ansatz gearbeitet.

Beim Prozessorientierten Schwerpunkt stellt der Patient in der Ergotherapie nicht nur etwas her, sondern er stellt auch etwas dar. Er tritt in Beziehung zu seinem Material und zu seinem Werkstück. Damit kommt den Gefühlen, Wünschen, Vermeidungen usw., die im und durch das Tun auftreten, dem Prozess also, besondere Bedeutung zu. Soll demnach das Erleben stärkere Beachtung finden, so müssen Ziel und Weg offener bleiben (oder geöffnet werden, um psychodynamische Prozesse zu entwickeln).

Dieser Ansatz war dann auch der richtige Ansatz für diesen Patienten. Der Patient musste zwar feststellen, dass einige seiner Werkideen, die er jetzt ja frei ausprobieren durfte, etwas der Realitätsbezug fehlte und damit Teilziele der Erstellung nicht dienlich waren. Andererseits hatte der Patient sein ganzes Handlungspotential ausnutzen können. Und Holz ist eines der Medien, die er häufiger benutzen sollte. Auffällig war das während der Erstellung des Werkstückes viele andere Ideen und Probleme des Patienten "auf den Tisch" kamen und von diesem selber in erstaunlicher Weise erkannt und verarbeitet wurden.

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